Faser Geschichten und Geschichte

Kategorie: Gedichte und Märchen (Seite 7 von 10)

Die Weiße Frau von Hildesheim

Damals, als die alte Kirche noch stand und vom Friedhof umgeben war, da wuchs an der Kirchhofsmauer ein mächtiger, alter Holunderbaum. Er war so mächtig, dass alle Leute aus der Stadt in seinem Schatten Platz fanden; und er war so alt, dass sein dicker Stamm schon ganz hohl war und ein Mann darin bequem hätte stehen können — aber es stellte sich keiner hinein. Denn in diesem Holunder wohnte ein Zauberfrau, deren Namen niemand kannte. Weil sie aber lange, weiße Haare hatte und ein langes, weißes Kleid trug, nannten die Leute sie einfach: die Weiße Frau. Oft ist sie erschienen, wenn sie gerufen wurde, besonders im Frühsommer, wenn der Lein himmelblau blühte, oder im Advent, wenn der erste Schnee fiel.

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Der Fabelerzähler und die Schafe

Ein

Schüler plagte seinen Lehrer wieder und wieder, er solle ihm Fabeln erzählen. Und immer wenn der Lehrer eine erzählt hatte, meinte der Schüler: „Sie war nicht lang genug.“ Da sagte der Lehrer eines Tages: „Pass nur auf, dass es zwischen dir und mir nicht so geht wie zwischen einem König und seinem Geschichtenerzähler.“

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Goethe zum Thema Weben und …

„So schauet mit bescheidnem Blick,
Der ewigen Weberin Meisterstück.
Wo ein Tritt tausend Fäden regt,
Die Schifflein hinüber, herüber schießen,
Die Fäden sich begegnend fließen,
Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt.
Das hat sich nicht zusammen gebettelt,
Sie hat’s von Ewigkeit angezettelt;
Damit der ewige Meistermann
Getrost den Einschlag werfen kann.“

Goethe, aus Gott und Welt

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Moralisches Spinnerlied

aus: Des Knaben Wunderhorn

von Armin v. Brentano

Spinn, Mägdlein Spinn!

So wachsen dir die Sinn;

Wachsen dir gelbe Haar,

Kommen dir die klugen Jahr.

Ehr, Mägdlein, ehr

Die alte Spinnkunst sehr;

Adam hakt und Eva spann,

Zeigen uns die Tugendbahn.

Lieb, Mägdlein , lieb

Der Hanna ihren Trieb;

Wie sie mit der Spindel kann

Nähren ihren blinden Mann.

Preis, Mägdlein, preis

Der Mutter Gottes Fleiß;

Diese heilige Himmelskron

Spann ein Röcklein ihrem Sohn.

Sing, Mägdlein, sing

Und sei fein guter Ding;

Fang dein Spinnen lustig an,

Mach ein frommes End daran.

Lern, Mägdlein, lern

So hast du Glück und Stern;

Lerne bei dem Spinnen fort

Gottesfurcht und Gotteswort.

Glaub, Mägdlein, glaub

Dein Leben sei nur Staub;

Daß du kömmst so schnell ins Grab,

Als dir bricht der Faden ab.

Lob, Mägdlein, lob

Dem Schöpfer halte Prob;

Daß dir Glaub und Hoffnung wachs

Wie dein Garn und wie dein Flachs.

Dank, Mägdlein, dank

Dem Herrn, daß du nicht krank,

Daß du kannst fein oft und viel

treiben dieses Rockenspiel.

Dank, Mägdlein, dank.

Peter Rothut, ein nordisches Märchen

Es war einmal eine Prinzessin drüben in England, die war so schön, dass es ihresgleichen nicht mehr gab, und das ließ sie wirklich in die Zeitung setzen, aber sie war zugleich so stolz, dass sie sich kaum selbst kannte. Unzählige freiten um sie, aber alle bekamen ein Nein zu hören. Der König hier in Dänemark hatte einen Sohn, der sich selbst auch für einen stattlichen Kerl hielt, und dem kam es denn in den Sinn, auszuziehen und um die Prinzessin anzuhalten. Also fuhr ein Schiff aus und ein großes Gefolge mit ihm.
Als er in London ankam, ging er ins Schloss und trug seine Absicht dem König vor. Der König hatte nichts dagegen, aber die Prinzessin sollte ihren freien Willen haben, sagte er, und so wurde sie herein gerufen; aber als der Prinz ihr seinen Antrag machte, warf sie den Kopf zurück und sagte, dass sie nicht mehr von ihm wissen wolle als von ihres Vaters Schuhbürste oder Wichsschachtel. Damit konnte er abziehen.
Nun nahm er sich vor, dass er ihr als Entgelt für diese Antwort einen Streich spielen wolle. Da ging er zum Schiff hinunter und ließ seine Sachen ans Land tragen und in einem Gemach unterbringen, das er gemietet hatte, und dann ließ er alle seine Leute heimsegeln und seinem Vater ausrichten, dass er fürs Erste nicht käme.

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Geburt des Schmetterlings

Ein Wissenschaftler beobachtete einen Schmetterling und sah, wie sehr sich dieser abmühte, durch das enge Loch aus dem Kokon zu schlüpfen. Stundenlang kämpfte der Schmetterling, um sich daraus zu befreien. Da bekam der Wissenschaftler Mitleid mit dem Schmetterling, ging in die Küche, holte ein kleines Messer und weitete vorsichtig das Loch im Kokon damit sich der Schmetterling leichter befreien konnte. Der Schmetterling entschlüpfte sehr schnell und sehr leicht. Doch was der Mann dann sah, erschreckte ihn doch sehr. Der Schmetterling der da entschlüpfte, war ein Krüppel. Die Flügel waren ganz kurz und er konnte nur flattern aber nicht richtig fliegen.

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