In der Kunkelstub’ alles schäkert und lacht,
Und wünscht sich eine gute Nacht.
Drei Mägdlein bleiben sitzen allein,
Nicht rasten Händchen und Füßelein.
Die roten Bäcklein glühen heiß,
Der Flachs an den Rocken ist zart und weiß.
Um den Flachs an jedem Rocken wand
Eine liebe Hand ein rosiges Band.
Brauthemden spinnen alle drei,
„Ach, käme der Frühling bald herbei.“


„Die Leinwand ist im Gärtchen gebleicht,
Wenn Tulpe sich und Nelke zeigt.
„Und röten sich die Kirschenbäum’,
Dann führen uns die Liebsten heim.“
Und als sich nahet die Mitternacht,
Da sagen sie „Morgen früh gewacht,
An’s Rädchen wieder noch vor Tag!
Nur so sich etwas fördern mag.“
Und als schlagen die Mitternacht,
Keine menschliche Seel’ im Dorf mehr wacht.
Da huschen drei geister zum Fenster ein,
Und setzten sich an die drei Rädelein.
Sie spinnen – die Ellen hüpfen so still,
Rasch schnurren die Fäden auf die Spill’.
Die Rädchen wimmern im schnellen Lauf;
Nun stehen die drei Gestalten auf.
Ihr Geister der finsteren Mitternachtszeit,
Das Käuzchen so laut am Kirchhof schreit.
Was wird wohl aus der Leinwand fein,
Gibt’s noch drei bräutliche Hemdelein?

(Gustav Mühl, 19.Jahrhundert)
(nach einer Oberrheinischen Sage)

 

 

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