Hier sitz‘ ich am Felsenhange,
Die Schafe grasen umher;
Mein Herz ist trüb und bange,
Mein junges Herze ist schwer.
Ich hab‘ eine hohe Liebe,
Und bin der Liebe nicht werth!
Daß Jedes für sich doch bliebe,
Was nicht zusammen gehört!
Mich hat die Prinzessin gesehen,
Da wallte ihr fürstliches Blut,
Sie wußte nicht, wie geschehen,
Ich brannte in lodernder Gluth.
Seit jenem seligen Tage
Rinnt, ach, eine traurige Zeit,
Dem Schäfer ward Glück zur Plage,
Dem Schäfer ward Wonne zum Leid.
Ich schleiche mich Tages zu Schlosse,
Zu schaun meinen glänzenden Stern,
Sie reitet an mir auf dem Rosse
Vorüber mit Damen und Herrn.
Ich blase die zärtlichsten Lieder
Nachts unter dem Fenster ihr vor;
Sie ruft: da störest du wieder,
Und quälst mein empfindliches Ohr;
Ich bringe ihr Kirschen, im zarten
Handkörbchen, von Binsen gemacht;
Sie lächelt: Aus Königs Garten
Sind mir schon weit bess’re gebracht.
Kurz, was ich beginne und treibe,
‚S ist niemals ihr schicklich und recht,
Und riss‘ ich das Herz aus dem Leibe,
So wäre das Herz ihr zu schlecht.
Ach glaubt, Prinzessinnen können
Nicht lieben im Wachen und Traum;
Uns faßt es, daß wir verbrennen,
Sie sengen die Schleppe sich kaum.
Carl Immermann