Heute ist ein heißer Tag, es weht ein sehr leichter Wind über den Deich. An der Seite, wo das Meer an den Deich plätschert, lässt es sich gut aushalten. Dösend liegen die Schafe verstreut im Gras. Was für eine Ruhe! Das bleibt heute bestimmt so, denkt Fritz, nachdem er sich einmal umgesehen hat. Er schloss wieder die Augen. Doch er sollte sich täuschen.

Zwei gut gekleidete Herren schlendern über die Krone des Deiches.

Ja, früher, ca. 2000 vor Christus als die Menschen anfingen, Schafe zu züchten, weil sie schöne weiche und warme Wolle haben, da war die Geschichte der Schafzucht schon mehrere tausend Jahre alt. Der andere Professor fiel seinem Kollegen ins Wort: Vor ca. 11000 Jahren im Südwesten von Asien, im Jordangraben sowie an den Hängen des Taurus- und des Zargosgebirges fingen die Menschen an, Schafe und Ziegen zu züchten. Das Gebiet wird „fruchtbarer Halbmond“ genannt.  Keiner weiß genau, wann und wo die Zucht begann, genauso wenig warum. Als älteste Darstellung eines Wollschafes gilt eine Tonstatur aus der Zeit um 6000 vor Christus. Unsere Vorfahren waren zu jener Zeit sesshaft geworden. Sie zogen nicht mehr als Jäger und Sammler umher. Sie bauten auch schon Getreide an und legten sich Vorräte zu. Durch die Erfahrungen, die ihre Vorfahren als Jäger gesammelt hatte, wussten sie vieles über das Verhalten der Tiere. Mit viel Geschick und noch mehr Ausdauer gelang ihnen die Domestikation, das heißt soviel wie Zucht, der Schafe und Ziegen.

Das Schaf stammt vom asiatischen Mufflon ab. Die Anpassungsfähigkeit der Schafe an verschiedene Lebensräume, Klimazonen und Ernährungsformen erleichterte die Zucht. Durch die Haustierhaltung der Schafe veränderte sich das Äußere der Tiere, so z.B. die Behornung oder das Fell. Unsere Vorfahren trieben ihre Tiere auf unterschiedliche Weiden und Steppen, je nach Futterangebot und Jahreszeit bzw. Wetter. Zunächst wurden die Schafe wegen des Fleisches gezüchtet, wobei auch Leder und Fell gewonnen wurde.  Die Forscher wissen heute, das im 4. Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien bereits Schafe gehalten und gezüchtet wurden. Diese Schlüsse zieht die Wissenschaft aus Knochenfunden. In der altbabylonischen Zeit kannten die Menschen schon die Trennung von Woll- und Fleischschafen. Auch im alten Rom hatte die Schafhaltung einen hohen Stellenwert. Die Römer nutzen die Tiere hauptsächlich zur Woll- und Milchnutzung. Die Schafe hatten schon verschiedene Wollfarben. Grauschwarz, grau, braun und rot. In Britannien in der Zeit des römischen Einflusses im 3. und 4.Jahrhundert nach Christus hatten die Menschen schon unpigmentierte Wolle, eine gut entwickelte Zucht entstand im Hochmittelalter mit Exporten bis nach Flandern und auch Italien.

Der Weg des Wissens um die Schafzucht und das Haustier Schaf selbst, führte über die Küsten des Mittelmeeres in Richtung Westen. Zypern, Kreta, Korsika und Sardinien waren Stationen der Schafzucht in den Jahren 7500 vor Christus bis 5800 vor Christus Von Griechenland aus eroberten Schaf- und Ziegenzucht Europa. In Nordeuropa setzte sich das Wissen um die Haustiere Schaf und Ziege erst im 3. Jahrtausend vor Christus durch.  Die Wolle der Schafe brachte den Menschen wärmere und angenehmere Kleidung. Bis die Menschen lernten, Wolle zu verarbeiten, kannten sie nur Kleidung aus Fell, Bast und Ähnlichen. Für die Menschen in den kühleren Gebieten Nordeuropas war das ein großer Gewinn, denn Wollkleidung wärmt. Die Menschen nutzten bis dahin nur das Fleisch.

Beim Erzählen dieser Story kam ihm der Gedanke an ein anderes Tier. Er hatte über das Chiru oder Taschirus gehört, die Geschichte geht so: Diese Antilope lebt auch in einer einsamen Gegend, im Himalaya, genauer gesagt in der Mongolai und in Tibet in Höhen von ca. 5000 Meter. Die Wolle dieser Tiere ist extrem leicht und warm. Ein Schal aus dieser „Shathoosh- Wolle“ wiegt nur 160 Gramm bei einer Länge von 2 Meter.

So erinnert sich der Professor weiter. Es sprudelt aus ihm heraus: Für einen Schal müssen 3 bis 5 Tiere getötet werden, da die Fasern der Unterwolle nur dann geerntet werden kann. Der Handel mit diesen Schals ist illegal bzw. seit 1977 verboten. Hergestellt werden die Schals von Webern in Kaschmir, diese Weber können auch die „Pashmina“- Schals weben. Diese Weberei ist nicht einfach, da die Fasern extrem weich sind. Die Verarbeitung benötigt viel Geschick. Übrigens, „Shathoosh“ ist persisch, was so viel wie „König der feinen Wolle“ bedeutet.

Da wollte doch der erste Geschichtsprofessor zum Thema König noch etwas erzählen: Der Speaker des englischem Parlaments soll auf einem Sack mit Wolle als Füllung sitzen. Die Idee geht auf Königin Elisabeth I. Zurück, die mit dieser Anordnung die Wichtigkeit der Schafzucht für das Land ausdrücken wollte.  Über die Wahrheit dieser Geschichte kann ich keine Auskunft geben.

Wer den Himmel im Wasser sieht, sieht die Fische auf den Bäumen.

aus China
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