Der Hirsch und das Schaf
Vor einem Wolfe verklagte der Hirsch ein Schaf und forderte von diesem ein Scheffel Getreide wieder, obwohl es ihm doch nichts schuldig war. Gleichwohl verurteilte es der Wolf, das zu bezahlen, was der Hirsch von ihm forderte. Das Schaf gelobte, dass es den Spruch erfüllen und zur vorgeschriebenen Zeit bezahlen wolle.
Als die Frist verflossen war, erinnerte der Hirsch das Schaf; dies aber protestierte gegen das Urteil und verweigerte die Zahlung mit dem Zusatz, dass es dieselbe aus bloßer Furcht vor seinem Feinde, dem Wolfe, versprochen hätte und dass es daher nicht verpflichtet sei zu bezahlen, was es schuldig war.
Der Hirte und die Schafe
Ein Hirte trieb seine Schafe in einen Eichenwald. Als er eine sehr hohe Eiche voll von Eicheln erblickte, breitete er darunter seinen Mantel aus, stieg auf den Baum und schüttelte die Früchte des Baumes herunter. Die Schafe verzehrten die Eicheln und fraßen unversehens auch den Mantel mit. Der Hirte stieg vom Baum herunter. Als er sah, was passiert war, sagte er: »Ihr bösen Tiere, den anderen Menschen gebt ihr eure Wolle für ihre Kleidung, mir aber, eurem Ernährer, habt ihr sogar den Mantel weggenommen.«
Die Wölfe und die Schafe
Wölfe stellten einer Schafherde nach. Als sie diese aber nicht in ihre Gewalt bringen konnten, weil die Hunde sie beschützten, sahen sie ein, dass sie ihr Ziel nur durch eine List erreichen konnten. Sie schickten daraufhin Boten zu den Schafen und verlangten von ihnen die Auslieferung der Hunde, indem sie behaupteten, jene seien der Grund der Feindschaft, und wenn sie sie ausliefern, werde Frieden zwischen den Wölfen und den Schafen herrschen. Da die Schafe die Folgen nicht voraussahen, gaben sie die Hunde heraus. Und die Wölfe brachten sie jetzt ohne weiteres in ihre Gewalt und töteten die Herde, weil sie nicht mehr beschützt wurde.
Der Hund und das Schaf
Man sagt, dass zur Zeit, als die Tiere noch sprechen konnten, das Schaf zu seinem Herrn geredet habe: »Du tust sonderbar daran, dass du uns, die wir dir Wolle, Käse und Lämmer schenken, nichts gibst, als was wir uns auf der Erde selbst suchen, dem Hunde aber, der dir nichts dergleichen gewährt, von jeder Speise mitteilst, die du selbst hast.« Als der Hund dies hörte, soll er gesagt haben: »Beim Jupiter, ich bin es ja, der dich und deine Gefährten bewacht, damit ihr nicht von Dieben gestohlen oder vom Wolfe zerrissen werdet. Denn ihr würdet, wenn ich euch nicht bewachte, nicht einmal in Ruhe weiden können.« Hierauf soll es auch das Schaf recht und billig gefunden haben, dass der Hund ihm vorgezogen wurde.