Heute gibt es bei Schafsnase mal ein Interview.
Mathias Montcho ist der Begründer der „Schule im Herzen“ in Togo.
Er wurde 1974 im Benin geboren. Politische Unruhen dort ließen ihn und seine Geschwister nach Togo, dem Heimatland ihrer Mutter flüchten. Mit 16 kam er nach Norddeutschland. Deutschland war das Ziel seines Asyls, da er gerne Fußball spielt.
Doch hat er seine Heimat nie vergessen. Seit einigen Jahren gibt es die „Schule im Herzen“. Im September hielt Mathias einen Vortrag über sein „Herzens-Projekt“ im Schleswiger Salon.
Heute sitzen wir (Mathias und Schafsnase) bei einer Tasse Tee und blicken über die Schlei.
Mathias, auf einem der vielen Fotos bei deinem Vortrag über die „Schule im Herzen“ war ein typischer afrikanischer Stoff zu sehen bzw. Kleidung aus einen solchen Stoff. Dies ließ schafsnase auf die Idee zu diesem Gespräch kommen. Erzähle uns bitte über die Stoffe z.B. über das Material und über die Herstellung.
Die Kleidung auf dem Bild sind aus Stoff, den wir aus Holland importiert haben. Es handelt sich um die blauen Schuluniformen der Kinder.
Hergestellt werden die Stoffe in Togo aus Baumwolle. Togo baut die Baumwolle selber an. Die Fasern werden dann von Männern und Frauen in Heimarbeit auf der Handspindel versponnen und anschließend, auch in Heimarbeit, gewebt. Das Männer Weben und Spinnen habe ich in Togo gesehen. Dies sind die Berufe der Menschen. Verkauft werden die Stoffe an kleine oder größere Händler auf einem der täglichen Märkte in der Stadt. Teile der Stoffe werden z.B. nach Holland verkauft. Auf dem Markt kaufen Einheimische die Stoffe in Ballen zu ca. 2,50 Meter. Schneider und Schneiderinnen nähen, wiederum in Heimarbeit die Kleidung.
Baumwolle ist neben Kaffee und Kakao eins der wichtigen Exportgüter.
Die Stoffe werden u.a. gebatikt. Das heißt durch Abbinden unterschiedlicher Stellen entsteht ein Muster. Dies ist sehr typisch für einige Stoffe.
Gibt es Traditionen zu den Stoffen bzw. zu der Kleidung?
Gewebt werden die Stoffe auf schmalen sehr einfachen Webstühlen. (Schmalbandwebstuhl) Die Stoffe wiederum aus einzelnen Bahnen zusammengenäht.
Die gebatikten Muster tragen bestimmte Namen. Im einzelnen weiß ich die nicht. Ich in schon sehr lange weg aus Togo und habe mich nicht mit Textilien beschäftigt.
Woher kommt das Material für die Stoffe?
Die Baumwolle kommt aus Togo. Die Stoffe werden zunächst nach Holland exportiert und dann wieder eingeführt. Das hat was mit Politik zutun.
Togo hat keine nennenswerte Textilindustrie.
Welche Verwendung haben die Stoffe heute und welche hatten sie in der Vergangenheit?
Die traditionelle Kleidung wird noch heute getragen. Dabei gibt es Unterschiede in der Qualität der Stoffe, was sich im Preis bemerkbar macht. Auch gibt es Kleidung mit Seidenanteil oder aus Seide.
Verschieden Muster werden von Frauen getragen, ander von Männern. Verheirate Frauen tragen traditionell Röcke aus 2 Stoffbahnen die von vorne gewickelt und von hinten gewickelt werden, unverheiratete Frauen tragen Röcke aus nur 1 Rockbahn, von vorne gewickelt. Die zweite Rockbahn kann zum Tragen eines Kindes verwendet werden. Frauen und Männer tragen Oberteile, wie ein Hemd bei uns. Männer tragen eine Hose und einen Rock zum Hemd.
Gibt es heute noch einen Markt für die Gewebe im Land?
Ja. Die Menschen in Togo tragen diese Kleidung täglich. Aber auch zu Festen, dann häufig aus edlerem Material. Ich sehe keine Veränderungen. Das Tragen der Kleidung zeigt auch den gesellschaftlichen Stand seines Trägers an. Es handelt sich durchaus um ein Statussymbol. Für viele ist es mehr als Tradition und Status es ist Identität mit dem eigene Land.
Kommen wir auf ein anderes Thema, das stark mit Afrika verbunden ist: der Handel mit gebrauchter Kleidung.
Was denkst du, machen die Importe der 2.-Hand-Kleidung die einheimischen afrikanische Märkte kaputt?
Ja. Aber die Importe sind wichtig zur Bekämpfung der Armut in Togo. Die traditionellen Stoffe sind teuer und nicht alle Menschen können sie kaufen. Secondhand-Kleidung kann gegen Armut helfen. Togo zählt zu dem armen Länder.
Entstehen durch den Handel neue Arbeitsplätze oder werden eher welche zerstört (Weber, Schneider…) ?
Nein. Der Handel mit den Gebrauchttextilien ist ein Einmal-Geschäft. Jeder kann mit den Kleidungsstücken auf dem Markt handeln. Das ist kein Problem. Du kannst Stücke aus dem großen Kleidungs-Ballen, die u. a. aus Europa kommen, (z.B. 7 Oberhemden) kaufen und diese auf dem Markt weiterverkaufen.Das machen Viele.
Die Schneider (au dem Markt), die ggf. Änderungen an den Textilien vornehmen, würden sonst die Kleidung aus dem einheimischen Stoff nähen. Das schafft keine neuem Arbeitsplätze, nur eine Veränderung der Arbeit, statt Stoff eben Änderungen.
Meine Familie kauft Stoff in Hamburg und lässt sich Kleidung in Togo nähen. Ich trage sie gerne im Sommer, da sie sehr luftig ist. Auch meine Kinder tragen Kleidung aus den Stoffen.
Nochmal zurück zur „Schule im Herzen“. Es ist sehr beeindruckend was ihr dort über die Jahre geleistet habt. Die Schule ist ja eine Privatschule und steht allen Kindern offen. Du sprachst bei dem Vortrag u.a. davon, dass die Schüler bis zu 15 km zur Schule laufen. Das ist bei uns undenkbar. Kein Kind würde so weit laufen. Wäre es hilfreich oder ein Ansporn für die Kinder und Jugendlichen mit dem Fahrrad zu Schule zu fahren, so wie auch Schulessen?
Ja. Fahrräder wären sicher sehr hilfreich. Sammelaktionen sind nicht so einfach. Wichtig ist auch die Wirtschaft vor Ort zu unterstützen. Außerdem benötigen wir eine Erlaubnis. Ein Transport nach Togo ist teuer. Ein Schiff braucht 2 Wochen bis nach Togo. Die Miete für ein Container für ein Wochenende ist hoch.
Sollte ein Leser/in des Blogs deine Schule unterstützen wollen, wie kann er/sie helfen? Ihr plant ja einen Bibliothek zu bauen.
Es gibt ein Spendenkonto und die Möglichkeit einer Patenschaft für die Schule zu übernehmen.
Infos unter www.schule-im-herzen.de. Die Mailadresse ist info@schule-im-herzen.de