Lotusfasern werden am Inle-See im Shan Staat (Verwaltungseinheit in Myanmar – Burma/Birma, Heimat der Intha, Intha  bedeutet so viel wie „Menschen vom See“.) gewonnen. Lotos oder Lotusblume gehört zur Gattung der Lotosgewächse.

Während des Monsuns sind die Stängel der Blüten und der Blätter länger ( 2 bis 3 Meter), die Fasern besser. In dieser Zeit pflücken die Menschen die Stängel. Nach dem Pflücken dürfen die Stängel nicht älter als max. 3 Tage sein, die Faser lässt sich dann nicht mehr verarbeiten. Die Stängel (6 bis 8 cm vom Ende entfernt) werden quer eingeritzt und durchgebrochen. An der Bruchstelle tritt die Faser aus. Sofort werden die Stängel gegen einander verdreht und ein Faden bildet sich. Weiter auseinander gezogen bilden sich längere Fäden. Die so entstandenen Fasern werden auf einer feuchten Steinplatte abgelegt, Von hieraus findet die Weiterverarbeitung statt: mit dem Finger werden die Enden verbunden.

Eine neue Spinntechnik erarbeitete die Bewohner, da sich die Fäden nicht kontinuierlich spinnen lassen:

1 Person spinnt ca. 80 bis 100 g Faden

1 Meter Stoff werden 10.000 Stängel benötigt, was eine Arbeitszeit von

1 Woche bedeutet

1 Mönchsrobe z.B. benötigt Fasern von 120.000 langen Stängeln

oder 120 g Faser pro Tag

Auf speziellen Webstühlen werden die Stoffe gewebt. Diese Stoffe gehören zu den teuersten der Welt. De Stoff wird auch Lotoseide genannt.

In die Beschaffenheit, Trageeigenschaften und dem Griff ähneln der Stoff dem Leinen. Die Faser ist leicht, atmungsaktiv, wasserabweisend und knitterfrei. Sie kühlt und wärmt. Die Farben sind Ecru und Bronze, ähnlich der Rohseide.

Entdeckt wurde die Lotusfaser in Kyain Khan beim Pflücken von Lotusblüten für die Buddha-Staturen des Klosters.

Die Lotusblüte steht für Reinheit, Fruchtbarkeit und Erleuchtung. Früher durften nur Buddha-Figuren und Mönche Tücher oder Kleidung aus der edlen und kostbaren Faser tragen.

Heute ist es eine Frage des Geldbeutels. Das italienische Modeunternehmen Loro Piana stellt Sakkos aus Lotosfasern her.

Wir brauchen Harmonie, wir brauchen Frieden,
Frieden beruht auf der Achtung vor dem Leben,
auf dem Geist der Achtung vor dem Leben.

Thich Nhat Hanh
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